Auricher Regentinnenporträts: Ständesaal der Ostfriesischen Landschaft – Auricher Schloss
Als im Dreißigjährigen Krieg der Graf von Ostfriesland kurze Zeit Herr seiner selbst war, heiratete Ulrich II. im März 1631 die Landgräfin Juliane von Hessen aus der Darmstädter Linie. Damit griffen die Cirksena zum ersten Mal mit ihren Heiratsbeziehungen nach Süddeutschland aus. Juliane erfüllte ihre ehelichen Pflichten und gebar drei Söhne, die Grafen Enno Ludwig, Georg Christian und Edzard Ferdinand. Angesichts ihres trägen Gatten verfiel die Gräfin immer mehr einem großzügigen Lebenswandel.
In Schirum vor Aurich hatte sich die enttäuschte Geliebte des Grafen Anton Günther von Oldenburg, die Österreicherin Elisabeth von Ungnad, niedergelassen, deren Schwester Eva mit dem Obersten Ernreitter verehelicht war, dem Graf Ulrich II. das Gut Loga verliehen hatte. Elisabeth war eine gute Freundin der Gräfin Juliane und heiratete 1646 Johann von Marenholz, aus lüneburgischem Adel stammend. Dieser war zuerst Hofmeister des jungen Grafen Enno Ludwig, der auf Kavalierstour im Ausland weilte, und dann Drost des Amtes Berum.
Nach dem Tode des Grafen Ulrich II. 1648 wurde Juliane praktisch allein Vormünderin ihrer unmündigen Söhne und ließ sich in der Regierung derart von dem Ehepaar von Marenholz leiten, daß dessen Feinde, die er sich zahlreich geschaffen hatte, den jungen Grafen Enno Ludwig baten, schleunig von seinen Reisen zurückzukehren und die Herrschaft anzutreten. Da Enno Ludwig in Wien vom Kaiser zum Reichshofrat ehrenhalber ernannt worden war, galt er offiziell als volljährig.
Im Mai 1651 kam der junge Mann nach Ostfriesland, übernahm die Regierung und vollzog ein Strafgericht an dem Drosten von Marenholz, der am 21. Juli 1651 in Wittmund hingerichtet wurde. Es war ein Justizmord. Marenholz büßte für den ehebrecherischen Verkehr mit der Gräfin Juliane, welcher der Sohn selbstverständlich nicht den Prozeß machen konnte. Sie wurde auf ihr Wittum auf der Burg in Berum verwiesen und starb auf dem Gut Westerhof bei Herzberg am Harz, das sie 1654 erworben hatte.
Walter Deeters