• Enno Ludwig (Fürst von Ostfriesland) - Porträt im Ständesaal der Ostfriesischen Landschaft (undatiert)

Enno Ludwig (1632-1660)

1651-1660 Graf / Fürst von Ostfriesland

Porträt im Ständesaal der Ostfriesischen Landschaft

Enno Ludwig (Fürst von Ostfriesland) - Ausschnitt aus einem Kupferstich mit 15 Porträts von Mitgliedern des Hauses Oranien-Nassau aus dem Rijksmuseum Amsterdam (F. de Wit, 1650-1706)
Enno Ludwig (Fürst von Ostfriesland) – Ausschnitt aus einem Kupferstich mit 15 Porträts von Mitgliedern des Hauses Oranien-Nassau (F. de Wit, 1650-1706. Quelle: Rijksmuseum Amsterdam – gemeinfrei)

Der Erstgeborene des Grafen Ulrich II. von Ostfriesland wuchs in den Nöten des Dreißigjährigen Krieges auf. Frühzeitig sorgten die Eltern dafür, ihn daraus zu entfernen und in die sicheren Niederlande zu schicken, die damals das kulturelle Zentrum Europas waren. Man verlobte ihn 1641 im Haag mit der Prinzessin Henriette Katharina von Oranien, der Tochter des Statthalters Friedrich Heinrich. Dies war auch gedacht als ein Schritt auf dem Weg zum Anschluß Ostfrieslands an die Vereinigten Niederlande, was dem Grafen Ulrich II. nicht geglückt ist.

Enno Ludwig hat dann die zehn entscheidenden Jugendjahre im Ausland verbracht, zuerst in den Niederlanden, dann in Saumur an der Loire in Frankreich, endlich in Genf. Reisen machte er bis nach Rom und Wien, wo er zum Reichshofrat ernannt wurde. Diese lange Ausbildung hat Ostfriesland viel Geld gekostet und nicht gefruchtet; denn Enno Ludwig erwies sich als unerwartet träge und engstirnig. Kein junger Cirksena hat derartige Möglichkeiten gehabt, sich zu bilden und seinen Horizont zu erweitern, und keiner hat sich dieser Erziehung so unwürdig erwiesen.

Feinde seiner Mutter, der Gräfin Juliane, sorgten dafür, daß der junge Graf nach seiner Rückkehr 1651 das Blutgericht über deren Geliebten Johann von Marenholz vollziehen ließ, das ihm wegen der österreichischen Herkunft von dessen Ehefrau viel Verdruß am Kaiserhof in Wien einbrachte. Wenn Enno Ludwig sich damit Sympathien im Lande erworben hatte, so vergingen diese schnell angesichts seiner Unfähigkeit, die Probleme Ostfrieslands, nämlich den Wiederaufbau nach dem Kriege und eine Regelung des Schuldenwesens, zu lösen. Seine Verlobung mit der Oranierin war 1649 aufgelöst worden, was ihm ziemlich gleichgültig war.

Wer ihm eingeredet hat, sich um die Würde eines Fürsten des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation zu bemühen, ist unbekannt. Der große Gelehrte und Ostfriese an der Universität Helmstedt Hermann Conring wies ihm den Weg dahin. Er wußte, daß dem Kaiser daran lag, verdiente Heerführer des Dreißigjährigen Krieges mit der Reichsfürstenwürde zu belohnen. Das waren durchweg Katholiken; um der konfessionellen Parität willen sah es gut aus, wenn auch Evangelische beteiligt wurden. Außerdem war es Conring bekannt, daß der Kurfürst von Mainz auf dem Reichstag in Regensburg, auf dem diese Standeserhöhungen beschlossen werden sollten, sein Amt als Reichskanzler ausüben würde im Gegensatz zu der üblichen Residenz des Kaisers, wo der Reichsvizekanzler amtierte. Conring kannte den Mainzer Würdenträger und wußte, daß ihm die fälligen Kanzleigebühren – 10000 Gulden – willkommen sein würden.

So geschah es, daß Enno Ludwig 1654 zur Würde eines Reichsfürsten erhoben wurde, zunächst nur für seine Person. 1662 erhielt sein Bruder Georg Christian den Titel für die ganze Familie Cirksena. Weil die nunmehrigen Fürsten von Ostfriesland ihre finanzielle Mißwirtschaft, vor welcher Hermann Conring ausdrücklich gewarnt hatte, fortsetzten, blieb ihr Fürstenhut einem tönenden Erz mit klingenden Schellen gleich.

Walter Deeters

Enno Ludwig (Fürst von Ostfriesland) - Ausschnitt aus: Carl Köhl: Die Grafen und Fürsten von Ostfriesland und Harlingerland (1844) - Lithographie im Besitz der Ostfriesischen Landschaft
Enno Ludwig (Fürst von Ostfriesland) – Ausschnitt aus: Carl Köhl: Die Grafen und Fürsten von Ostfriesland und Harlingerland (1844) – Lithographie im Besitz der Ostfriesischen Landschaft

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Porträts Enno Ludwigs als Verlobter Henriette Catharinas

Enno Ludwig (Fürst von Ostfriesland) im Alter von 10 Jahren - Kupferstich-Porträt aus dem Rijksmuseum Amsterdam (C. van Dalen nach C. van den Queborn, 1642)
Enno Ludwig (Fürst von Ostfriesland) im Alter von 10 Jahren – Kupferstich-Porträt (C. van Dalen nach C. van den Queborn, 1642. Quelle: Rijksmuseum Amsterdam – gemeinfrei)
Enno Ludwig (Fürst von Ostfriesland) und seine Verlobte, Henriette Catharina von Oranien-Nassau vor der Emder Burg - Kupferstich aus dem Rijksmuseum Amsterdam (C. J. Visscher, um 1645-1652)
Enno Ludwig (Fürst von Ostfriesland) und seine Verlobte, Henriette Catharina von Oranien-Nassau, vor der Emder Burg – Kupferstich (C. J. Visscher, um 1645-1652. Quelle: Rijksmuseum Amsterdam – gemeinfrei)
Enno Ludwig (Fürst von Ostfriesland) im Alter von 12 Jahren - Kupferstich-Porträt aus dem Rijksmuseum Amsterdam (C. van Dalen nach C. van den Queborn, 1644)
Enno Ludwig (Fürst von Ostfriesland) im Alter von 12 Jahren – Kupferstich-Porträt (C. van Dalen, 1644. Quelle: Rijksmuseum Amsterdam – gemeinfrei)
Enno Ludwig (Fürst von Ostfriesland) und seine Verlobte, Henriette Catharina von Oranien-Nassau - Allegorischer Kupferstich aus dem Rijksmuseum Amsterdam (R. van den Hoeye, 1641)
Enno Ludwig (Fürst von Ostfriesland) und seine Verlobte, Henriette Catharina von Oranien-Nassau – Allegorischer Kupferstich (R. van den Hoeye, 1641. Quelle: Rijksmuseum Amsterdam – gemeinfrei)

Familienporträts:

F. van Beusekom, 1642 – Österreichische Nationalbibliothek Wien (Enno Ludwig und Henriette Catharina im Kreis der Mitglieder des Hauses Oranien-Nassau)

F. de Wit, nach 1650 – Rijksmuseum Amsterdam (Enno Ludwig als Erwachsener in einem Sammelporträt des Hauses Oranien-Nassau)

Weitere Regentinnen und Regenten des Hauses Cirksena

  • Carl Edzard (Fürst von Ostfriesland) - Porträt im Ständesaal der Ostfriesischen Landschaft (18. Jahrhundert)

    Carl Edzard (1716-1744)

    Dem letzten Fürsten von Ostfriesland aus dem Hause Cirksena – sozusagen als sein Charakteristikum – allein geistige Unbeweglichkeit, ja eine gewisse Infantilität und genetische Defizite als Folge eines mehrfachen Ahnenschwundes zu attestieren, damit auch seinen frühen und rätselhaften Tod zu erklären, vielleicht gar zu rechtfertigen, hieße sicher, einer überaus tragischen Figur nicht gerecht zu werden.

    Georg Albrecht (Fürst von Ostfriesland) - Porträt im Ständesaal der Ostfriesischen Landschaft (undatiert)

    Georg Albrecht (1690-1734)

    Nach Jahren heftiger Streitigkeiten zwischen der Stadt Emden und den ostfriesischen Landständen einerseits und dem Fürsten Georg Christian bzw. seiner Witwe Christine Charlotte, geb. Herzogin von Württemberg andererseits brachte der Regierungsantritt des Fürsten Christian Eberhard einen lang ersehnten Frieden. Dieser Friede stand jedoch auf unsicheren Füßen.

  • Georg Christian (Fürst von Ostfriesland) - Porträt im Ständesaal der Ostfriesischen Landschaft (undatiert)

    Georg Christian (1634-1665)

    Georg Christian, zweiter Sohn von Graf Ulrich II. und Juliane, Landgräfin von Hessen, wuchs in enger Gemeinschaft mit seinem jüngeren Bruder Edzard Ferdinand am Hof in Aurich auf. Gemeinsam mit ihm erhielt er auch ab 1649 seine Erziehung an den Akademien von Breda und Tübingen.

    Juliane (Gräfin von Ostfriesland) - Porträt im Ständesaal der Ostfriesischen Landschaft (Kopie aus dem 19. Jahrhundert)

    Juliane (1606-1659)

    Als im Dreißigjährigen Krieg der Graf von Ostfriesland kurze Zeit Herr seiner selbst war, heiratete Ulrich II. im März 1631 die Landgräfin Juliane von Hessen aus der Darmstädter Linie. Damit griffen die Cirksena zum ersten Mal mit ihren Heiratsbeziehungen nach Süddeutschland aus.

    Ulrich II. (Graf von Ostfriesland) - Porträt im Ständesaal der Ostfriesischen Landschaft (Kopie aus dem 19. Jahrhundert)

    Ulrich II. (1605-1648)

    Völlig unvorbereitet – die übliche Kavalierstour durch Frankreich und England hatte keine Spuren hinterlassen – mußte der 23jährige Ulrich die Herrschaft in Ostfriesland antreten, nachdem sein Bruder Graf Rudolf Christian unerwartet gestorben war.

    Rudolf Christian (Graf von Ostfriesland) - Porträt im Ständesaal der Ostfriesischen Landschaft (undatiert)

    Rudolf Christian (1602-1628)

    Den Jungverstorbenen gilt die Sympathie der Geschichte, zumal wenn sie vor ihren ersten Fehlern verschieden sind. Rudolf Christian hatte bei dem Antritt der Regierung für sich seine Jugend und die augenblickliche Freiheit Ostfrieslands von Besetzung.

  • Enno III. (Graf von Ostfriesland) - Porträt im Ständesaal der Ostfriesischen Landschaft (18. Jahrhundert?)

    Enno III. (1563-1625)

    Der älteste Sohn des Grafen Edzard II., ein leiblicher Vetter des Königs Gustaf II. Adolf von Schweden, soll nach allgemeiner Aussage heiteren Gemütes gewesen sein, dem die Gabe zugefallen war, mit Menschen aller Schichten sprechen zu können.

    Anna (Gräfin von Ostfriesland) - Porträt im Ständesaal der Ostfriesischen Landschaft (18. Jahrhundert?)

    Anna (um 1500-1575)

    Neben den bekannten Cirksena-Grafen Edzard I. und Enno II. gehört die Gräfin Anna von Ostfriesland als Vormundschaftsregentin in die Reihe der Herrscherinnen, deren Regentschaft als eher unspektakulär zu bezeichnen ist.

    Enno II. (Graf von Ostfriesland) - Porträt im Ständesaal der Ostfriesischen Landschaft (Kopie aus dem 19. Jahrhundert)

    Enno II. (1505-1540)

    Enno leidet in der Beurteilung bis heute darunter, daß er der Person des Grafen Edzard I. als Sohn und Nachfolger nicht gleichkam. War es Unfähigkeit oder Schicksal? Alles deutet darauf hin, daß diese Frage mit dem ersten Wort beantwortet werden muß.

  • Enno I. (Graf von Ostfriesland) - Porträt im Ständesaal der Ostfriesischen Landschaft (undatiert)

    Enno I. (um 1460-1491)

    Der älteste Sohn des Grafen Ulrich I. von Ostfriesland übernahm in den Jahren nach 1480 mehr und mehr Regierungsaufgaben von seiner Mutter, der Gräfin Theda. Eine förmliche Regierungsübernahme fand nicht statt.

    Theda (Gräfin von Ostfriesland) - Porträt im Ständesaal der Ostfriesischen Landschaft (18. Jahrhundert?)

    Theda (1432-1494)

    Theda war die Erbin und Enkelin des Häuptlings Focko Ukena und brachte dessen Besitz in die Ehe mit Ulrich Cirksena ein. Ihre Stunde schlug, als dieser unvermutet am 27. September 1466 starb und sie mit sechs unmündigen Kindern allein ließ.