Die Bibliothek geht mit ihren Anfängen bis in die Zeit um 1600 zurück. Sie verkörpert nach dem Verlust der ostfriesischen Fürstenbibliothek im Jahre 1746 die Kontinuität staatlichen Buchbesitzes in Ostfriesland. Ihre Anfänge reichen zurück in die Zeit um 1600, als die Administratoren der ostfriesischen Landstände sich für ihre Verwaltungstätigkeit eine Handbibliothek anlegten. Eine erste Nennung erfolgte 1696, ein erster Katalog ist aus dem Jahr 1797 überliefert. Aus dieser Kontinuität leitet sich der heutige Anspruch ab, ostfriesische Regionalbibliothek zu sein.
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Aufgaben & Ziele
Historisches Erbe
Das historische Erbe verpflichtet uns nicht nur, den über Jahrhunderte überlieferten und gewachsenen „Wissensspeicher“ aufzubewahren, sondern ihn nachhaltig auch für kommende Generationen zu sichern. Konkret äußert sich das z.B. in der Digitalisierung wichtiger historischer Bestände oder auch in der Teilnahme am Notfallverbund zum Kulturgutschutz in Katastrophenfällen für die Stadt Aurich, zu dessen Gründungsmitgliedern die Landschaftsbibliothek gehört.
Programm
Das Erwerbungsprogramm der Bibliothek ist zu Beginn des 19. Jahrhunderts in einer auch heute noch gültigen Weise bestimmt worden: Zunächst Sammlung der landesgeschichtlichen und landeskundlichen Literatur über die Region, sodann allgemeine geschichtswissenschaftliche Grundlagenliteratur. Mit dem Schwerpunkt Frisica und Ostfrisica kann die Landschaftsbibliothek die wissenschaftliche Literaturversorgung des Landes Niedersachsen sinnvoll ergänzen und als geisteswissenschaftliche Bibliothek im bibliothekarisch unterversorgten Nordwesten des Landes eine wichtige Rolle spielen. Gemeinsam mit dem Niedersächsichen Landesarchiv – Abteilung Aurich – bildet die Landschaftsbibliothek so das „Gedächtnis“ Ostfrieslands. Die pädagogische Abteilung stellt eine der Säulen des Regionalpädagogischen Zentrums (RPZ) und der Lehrer-Ausbildung und Weiterbildung dar.
Ausstattung und Vernetzung
Die Landschaftsbibliothek verfügt über Kopier-, Mikrofiche-Lesegerät, Readerprinter, Online-Kataloge und W-Lan. Seit 1987 ist die Landschaftsbibliothek dem Niedersächsischen Bibliotheksrechenzentrum in Göttingen angeschlossen und erledigt Fernleihe und Katalogisierung online im Verbund. Mit den benachbarten Bibliotheken, insbesondere der Johannes a Lasco Bibliothek und der Fachhochschulbibliothek in Emden bestehen enge Verbindungen.
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Geschichte
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde aus der nicht öffentlichen Gebrauchsbibliothek eine öffentliche Bibliothek. Das erste, 1963 bis 1964 mit Mitteln der VW-Stiftung errichtete Bibliotheksgebäude und die damit verbesserte Personal- und Etatsituation ermöglichten erst die Übernahme wichtiger historischer Buchbestände als Deposita: die Bibliothek des früheren Auricher Regierungspräsidenten Christoph Friedrich von Derschau (1714-1799), die Bibliothek des Ulricianums in Aurich und die Bibliothek der Bezirksregierung Aurich. Seit 1965 wurde der Buchbestand außerdem systematisch mit Landesmitteln ergänzt und eine pädagogische Abteilung eingerichtet. Das erste Bibliotheksgebäude, für eine Kapazität von 100.000 Bänden berechnet, stieß schon in den 1980er Jahren an seine Grenzen.
1992 bis 1995 konnte mit finanzieller Unterstützung durch das Land Niedersachsen und die Niedersachsenstiftung die Errichtung eines großzügigen und mehrfach preisgekrönten Bibliotheksneubaus erfolgen. Das modern gestaltete Gebäude bezieht das alte Magazin mit ein, das auf der Erdgeschossebene zu einem erst jetzt eingerichteten Freihandbereich geöffnet wurde. Mit dem neu gebauten Bereich ist hier Platz für bis zu 40.000 frei für den Benutzer zugängliche Bände. Insgesamt liegt die Kapazität der Bibliothek bei 265.000 Bänden. Jedes Jahr gibt es etwa 2500 bis 3000 Neuerwerbungen.
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Bildarchiv
Das Bildarchiv der Ostfriesischen Landschaft ist zweifellos das herausragende kunsthistorische Bildarchiv der ostfriesischen Halbinsel, in dem flächendeckend Kirchen, Burgen, Kunstschätze etc. erfasst sind.
Das Bildarchiv ist seit den 1960er Jahren entstanden, als Dr. Ramm und Dr. van Lengen zunächst selber mit ihren Kameras Dokumentationsmaterial erstellten und später zusammen mit ostfriesischen Fotografen wie Bernd Rödiger und Hans Weißer begannen, ostfriesische historische Gebäude, Kunstschätze und Vasa sacra in allen Orten Ostfrieslands systematisch zu fotografieren. Zugleich wurde eine Sammlung von Fotos zu wichtigen Veranstaltungen und eine weitere zu historischen Persönlichkeiten angelegt. Diese Sammlung mit dem Schwerpunkt auf S/W-Aufnahmen aus den 1960er Jahren wurde bis in die Gegenwart fortgesetzt.
Das Fotoarchiv war längere Zeit im ehemaligen Tresor der Ostfriesischen Sparkasse neben dem heutigen Landschaftsforum untergebracht und hat nach dem Neubau der Landschaftsbibliothek seit 1995 dort seinen Platz in einem Magazin-Geschoss erhalten. In dieses Archiv ist der historische Bestand alter fotografischer Aufnahmen aus der ostfriesischen Landschaft eingegangen – bestehend aus Daguerreotypien, Glasplattennegativen, alten Fotoalben etc. Aus dem Landschaftsbestand sind auch Pläne und Zeichnungen vorhanden, und es gibt eine Sammlung mit Graphik und mit Zeichnungen bedeutender regionaler Künstler. Hinzu kamen Schenkungen kleinerer Sammlungen historisch relevanter Fotoaufnahmen und bedeutender Nachlässe (Lappan, Rödiger, Klaffke). Diese Nachlässe wurden zeitweise mit Unterstützung von ABM-Kräften gesichtet und zum Teil inventarisiert. 2010 und 2011 kamen Sammlungen mit Negativen von Luftbildern der beiden Fotografen Heiner Unkel und Hans Kolde hinzu.
Auf diese Weise ist im Lauf der Jahre eine Sammlung angewachsen, die mittlerweile über mehr als 120 000 Objekte verfügt. Im digitalen Zeitalter stellen sich neue Anforderungen an dieses Archiv. Sowohl eine Katalogisierung der Objekte als auch eine systematische Digitalisierung müssen in Angriff genommen werden. Einzelne Bestände liegen mittlerweile digitalisiert vor; so eine ca. 14 000 Objekte umfassende Postkartensammlung, die weiterhin in Privatbesitz verblieben ist, oder die Abbildungen der Grabsteine der jüdischen Friedhöfe in Ostfriesland.
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So finden Sie uns
Der Eingang der Bibliothek liegt am Fischteichweg dem „Caro“ – Shoppingcenter Aurich (ehem. Carolinenhof) gegenüber.
Lageplan der Ostfriesischen Landschaft mit Eingang der Bibliothek

Die Ostfriesische Bibliothek
Zu den Aufgaben einer Regionalbibliothek, die die Landschaftsbibliothek wahrnimmt, gehört auch der Nachweis von Beständen weiterer Bibliotheken der Region. 2007 wurde der gemeinsame Online-Katalog der Johannes a Lasco Bibliothek und der Landschaftsbibliothek Aurich unter der Bezeichnung „Die Ostfriesische Bibliothek“ freigeschaltet. Neben den Medien dieser beiden Bibliotheken werden über den Katalog auch die Bestände einiger Museums-, Schul- und Seminarbibliotheken der Region nachgewiesen.
Buch des Monats
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Buch des Monats Mai 2023
Politische Feinde in einem Buch vereint – Eine frühneuzeitliche Sammelhandschrift mit Manuskripten von Ubbo Emmius, Thomas Franzius und Ulrich von Werdum –
Buch des Monats April 2023
„Er kannte kein Maß und keine Anmut“ – Ernst Kaeber: „Die Jugendzeit Fürst Enno Ludwigs von Ostfriesland“, Aurich 1911 –
Buch des Monats März 2023
Ein „Federkrieg“ zwischen Aurich und Emden – Die Streitschriften der Emder Aufständischen und des Grafen Enno III. im Jahr 1602 –
Buch des Monats Februar 2023
Die Ostfriesische Tageszeitung – Das Parteiblatt der NSDAP in Ostfriesland –
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Buch des Monats – Januar 2023
„Ich ersterbe in tiefster Devotion“ – Der „Neue ostfriesische Briefsteller“, Aurich 1797 –
Buch des Monats Dezember 2022
Fürst Christian Eberhard (1665-1708) liest die erste wissenschaftliche Zeitschrift – Die Ausgaben des „Journal des Sçavans“ in der Landschaftsbibliothek (1665-1775) –
Buch des Monats November 2022
„Borkum hält Wacht!“ – Carl Lange und die Kriegszeitung der Festung Borkum 1915 bis 1918 –
Buch des Monats Oktober 2022
„Die Bremer Stadtmusikanten“ von Werner Klemke – Das erste deutsche Kinderbuch der Nachkriegszeit aus Norden, 1945 –
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Buch des Monats September 2022
Private Laster zum Wohle der Allgemeinheit? – Die „Bienenfabel“ von Bernard Mandeville (1723, 1729) –
Buch des Monats Juli/August 2022
Warum der Apfel nach unten fällt … – Isaac Newton und seine Philosophiae naturalis principia mathematica, Amsterdam 1723 –
Buch des Monats Juni 2022
Die Friesenfibel – Ein ABC-Buch zwischen Reformpädagogik und Heimatbewegung im Jahr 1923 –
Buch des Monats Mai 2022
Spion und Landesverräter? – Der friesische Diplomat und Historiker Lieuwe van Aitzema (1600 – 1669) und seine Geschichte der Vereinigten Niederlande (1655- 1671) –
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Buch des Monats April 2022
„Dafür müssen die Friesen Ihnen ein Haus bauen!“ – Willrath Dreesen – Eala Freya Fresena, Oldenburg und Leipzig 1906 –
Serie: Die ostfriesischen Cirksena
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Carl Edzard (1716-1744)
Dem letzten Fürsten von Ostfriesland aus dem Hause Cirksena – sozusagen als sein Charakteristikum – allein geistige Unbeweglichkeit, ja eine gewisse Infantilität und genetische Defizite als Folge eines mehrfachen Ahnenschwundes zu attestieren, damit auch seinen frühen und rätselhaften Tod zu erklären, vielleicht gar zu rechtfertigen, hieße sicher, einer überaus tragischen Figur nicht gerecht zu werden.
Georg Albrecht (1690-1734)
Nach Jahren heftiger Streitigkeiten zwischen der Stadt Emden und den ostfriesischen Landständen einerseits und dem Fürsten Georg Christian bzw. seiner Witwe Christine Charlotte, geb. Herzogin von Württemberg andererseits brachte der Regierungsantritt des Fürsten Christian Eberhard einen lang ersehnten Frieden. Dieser Friede stand jedoch auf unsicheren Füßen.
Christian Eberhard (1665-1708)
„Das Sonnenkind des Hauses Cirksena“ (Reimers) war ein gutmütiger Bursche von stattlichem Aussehen. Er war ein Mann, der lieber nachgab als zu streiten, ostfriesisch sparsam aber nicht dickköpfig.
Christine Charlotte (1645-1699)
Die Persönlichkeit wie auch die politische Leistung der Fürstin Christine Charlotte wurden in der bisherigen ostfriesischen Geschichtsschreibung fast ausnahmslos negativ beurteilt.
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Georg Christian (1634-1665)
Georg Christian, zweiter Sohn von Graf Ulrich II. und Juliane, Landgräfin von Hessen, wuchs in enger Gemeinschaft mit seinem jüngeren Bruder Edzard Ferdinand am Hof in Aurich auf. Gemeinsam mit ihm erhielt er auch ab 1649 seine Erziehung an den Akademien von Breda und Tübingen.
Enno Ludwig (1632-1660)
Der Erstgeborene des Grafen Ulrich II. von Ostfriesland wuchs in den Nöten des Dreißigjährigen Krieges auf. Frühzeitig sorgten die Eltern dafür, ihn daraus zu entfernen und in die sicheren Niederlande zu schicken, die damals das kulturelle Zentrum Europas waren.
Juliane (1606-1659)
Als im Dreißigjährigen Krieg der Graf von Ostfriesland kurze Zeit Herr seiner selbst war, heiratete Ulrich II. im März 1631 die Landgräfin Juliane von Hessen aus der Darmstädter Linie. Damit griffen die Cirksena zum ersten Mal mit ihren Heiratsbeziehungen nach Süddeutschland aus.
Ulrich II. (1605-1648)
Völlig unvorbereitet – die übliche Kavalierstour durch Frankreich und England hatte keine Spuren hinterlassen – mußte der 23jährige Ulrich die Herrschaft in Ostfriesland antreten, nachdem sein Bruder Graf Rudolf Christian unerwartet gestorben war.
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Rudolf Christian (1602-1628)
Den Jungverstorbenen gilt die Sympathie der Geschichte, zumal wenn sie vor ihren ersten Fehlern verschieden sind. Rudolf Christian hatte bei dem Antritt der Regierung für sich seine Jugend und die augenblickliche Freiheit Ostfrieslands von Besetzung.
Enno III. (1563-1625)
Der älteste Sohn des Grafen Edzard II., ein leiblicher Vetter des Königs Gustaf II. Adolf von Schweden, soll nach allgemeiner Aussage heiteren Gemütes gewesen sein, dem die Gabe zugefallen war, mit Menschen aller Schichten sprechen zu können.
Edzard II. (1532-1599)
In allen Überlieferungen bleibt das Bild des Grafen Edzard merkwürdig schattenhaft: Er ist nicht gerade eine Unperson, aber es ist nichts Eigenes von ihm bekannt.
Anna (um 1500-1575)
Neben den bekannten Cirksena-Grafen Edzard I. und Enno II. gehört die Gräfin Anna von Ostfriesland als Vormundschaftsregentin in die Reihe der Herrscherinnen, deren Regentschaft als eher unspektakulär zu bezeichnen ist.
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Enno II. (1505-1540)
Enno leidet in der Beurteilung bis heute darunter, daß er der Person des Grafen Edzard I. als Sohn und Nachfolger nicht gleichkam. War es Unfähigkeit oder Schicksal? Alles deutet darauf hin, daß diese Frage mit dem ersten Wort beantwortet werden muß.
Edzard I. (1462-1528)
Edzard I., „der Große“, ist der weitaus bekannteste und populärste ostfriesische Landesherr aus dem Hause der Cirksena.
Enno I. (um 1460-1491)
Der älteste Sohn des Grafen Ulrich I. von Ostfriesland übernahm in den Jahren nach 1480 mehr und mehr Regierungsaufgaben von seiner Mutter, der Gräfin Theda. Eine förmliche Regierungsübernahme fand nicht statt.
Theda (1432-1494)
Theda war die Erbin und Enkelin des Häuptlings Focko Ukena und brachte dessen Besitz in die Ehe mit Ulrich Cirksena ein. Ihre Stunde schlug, als dieser unvermutet am 27. September 1466 starb und sie mit sechs unmündigen Kindern allein ließ.
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Ulrich I. (um 1408-1466)
Ulrich entstammte der Häuptlingsfamilie von Greetsiel. Sein Vater Enno hatte das angefallene Erbe der Norder Attena bekommen und war damit Häuptling zu Norden geworden.