• Georg Albrecht (Fürst von Ostfriesland) - Porträt im Ständesaal der Ostfriesischen Landschaft (undatiert)
  • Georg Albrecht (Fürst von Ostfriesland) - Porträt im Auricher Schloss (undatiert)

Georg Albrecht (1690-1734)

1708-1734 Fürst von Ostfriesland

Auricher Regentenporträts: Ständesaal der Ostfriesischen LandschaftAuricher Schloss

Georg Albrecht (Fürst von Ostfriesland) - Kupferstich-Porträt (Frontispiz zu Brenneysen: Ostfriesische Historie und Landes-Verfassung)
Georg Albrecht (Fürst von Ostfriesland) – Kupferstich-Porträt (C. Fritzsch, 1720, Frontispiz zu Brenneysen: Ostfriesische Historie und Landes-Verfassung)

Nach Jahren heftiger Streitigkeiten zwischen der Stadt Emden und den ostfriesischen Landständen einerseits und dem Fürsten Georg Christian bzw. seiner Witwe Christine Charlotte, geb. Herzogin von Württemberg andererseits brachte der Regierungsantritt des Fürsten Christian Eberhard einen lang ersehnten Frieden. Dieser Friede stand jedoch auf unsicheren Füßen. Er beruhte auf der relativen Untätigkeit des Fürsten, der den Status Quo nicht antastete. Allerdings hatte er kaum Spielraum für eine aktive Politik, denn er mußte die Garantiemächte der ostfriesischen Verfassungsgesetze, die Niederlande, Preußen auf Seiten der Stände und den dänischen König (wegen der Grafschaft Oldenburg) sowie das Kurfürstentum Hannover auf Seiten des Fürstenhauses ins Kalkül ziehen. Außerdem war in Ostfriesland die sogenannte kaiserliche Salvegarde stationiert, die während der Regierungszeit Christian Eberhards eine proständische Haltung einnahm. Die Regierungszeit des Fürsten Christian Eberhard war geprägt von einer guten Agrarkonjunktur, die den Ostfriesen Wohlstand brachte und Konflikte nicht offen ausbrechen ließ.

Der Fürst Christian Eberhard war bei seinen Untertanen recht beliebt. Er galt als leutselig. Geprägt wurde er vom Pietismus, den er auch in Ostfriesland zum Durchbruch verhelfen wollte. Zum Ausdruck kam dieses Streben durch eine neue Kirchenordnung und ein neues Gesangbuch. Die konservative, orthodox lutherische Geistlichkeit kritisierte die Reformen und widersetzte sich. Auf das reformierte westliche Ostfriesland und der Stadt Emden hatte die Kirchenpolitik des Fürsten keine Wirkung. Fürst Christian Eberhard wurde Zeit seines Lebens von Krankheiten heimgesucht. Er starb 1708 im Alter von 45 Jahren. Dieser aus heutiger Sicht frühe Tod wurde von der älteren Historiographie als Symptom des biologischen Verfalls der Cirksena-Dynastie angesehen. Sie verkennt jedoch, daß eine relativ geringe Lebensdauer auch für andere regierende Fürstenhäuser in der Frühen Neuzeit nicht außergewöhnlich war. Entscheidend für das Weiterbestehen einer Dynastie waren die Kinderzahl und das Überleben der Kinder bis in das Erwachsenenalter. Aus dieser Sicht war das Schicksal des Cirksena-Fürstenhauses im Jahre 1708 nicht vorherbestimmt. Aus der Ehe des Fürsten Christian Eberhard und der Fürstin Eberhardine Sophie von Oettingen gingen sieben, ihre Eltern überlebende Kinder hervor: Drei Prinzen und vier Prinzessinnen.

Georg Albrecht (Fürst von Ostfriesland) - Porträt im Besitz des Deutschen Sielhafenmuseums in Carolinensiel (H. L. Eyben, 1700-1730?)
Georg Albrecht (Fürst von Ostfriesland) – Porträt im Besitz des Deutschen Sielhafenmuseums in Carolinensiel (H. L. Eyben, 1700-1730?)

Georg Albrecht, der älteste überlebende Sohn des Fürsten Christian Eberhard, verbrachte seine frühe Kindheit in der Obhut einer Wärterin am ostfriesischen Hof in Aurich. Bis zu seinem zwölften Lebensjahr war der Konsistorialrat Meene für seine Erziehung zuständig. Meene war orthodoxer Lutheraner und beeinflußte seinen Zögling im Sinne seines Glaubens. Gleichwohl erhielt Georg Albrecht auch Anstöße vom pietistisch geprägten Fürstenhof. Zusammen mit seinen um zwei Jahre jüngeren Bruder Carl Emanuel wurde der Erbprinz um 1702 zur ritterschaftlichen Akademie nach Wolfenbüttel geschickt. Hier sollte er die Grundlagen für seinen zukünftigen Herrscherberuf kennenlernen. Zugleich kam er mit fürstlichen Standesgenossen in Kontakt. 1706 schickte sein Vater Christian Eberhard ihn auf die Universität Leiden. In einer Instruktion legte der Vater einen Studienplan für seinen Sohn fest. Georg Albrecht sollte eine besondere Ausbildung in der Fortifikationskunde sowie in der französischen und der italienischen Sprache erhalten. Auch für die körperliche Ertüchtigung sollte gesorgt werden. Fürst Christian Eberhard instruierte den Pagen des Erbprinzen, auf die Abhaltung regelmäßiger Fecht- und Tanzübungen zu achten. Das Ziel der Ausbildung war die Erlangung der Fähigkeit, standesgemäß zu regieren und zu agieren.

Georg Albrecht (Fürst von Ostfriesland) - Porträtradierung im Besitz der Ostfriesischen Landschaft (H. L Eyben, 1725)
Georg Albrecht (Fürst von Ostfriesland) – Porträtradierung im Besitz der Ostfriesischen Landschaft (H. L. Eyben, 1725. Quelle: Bildarchiv der Ostfriesischen Landschaft)

Am 23. September 1706 brach Georg Albrecht nach Leiden auf. Er nahm allerdings nicht den direkten Weg, sondern unternahm eine Rundreise durch die Niederlande, die ihn nach Amsterdam und Den Haag führte. In Den Haag lernte er den Herzog von Marlborough kennen, der die Truppen der verbündeten Niederländer, Engländer und des Reiches im spanischen Erbfolgekrieg gegen die Armee des französischen Königs Ludwig XIV. befehligte. Im November 1706 nahm Georg Albrecht seine Studien in Leiden auf. Die Begegnung mit dem Herzog von Marlborough scheint den jungen Erbprinzen tief beeindruckt zu haben. Am 18. Januar 1707 bat Georg Albrecht seinen Vater, ihm ein Volontariat bei der Armee des Herzogs zu genehmigen. Für die Teilnahme benötigte er 2.500 Reichstaler, um sich Ausrüstung und Uniform zu besorgen. Allerdings verzögerte eine Krankheit Georg Albrechts im Februar 1707 und eine ernste Erkrankung des Vaters das Kriegsvolontariat des Erbprinzen. Erst im Juli 1707 erteilte Fürst Christian Eberhard seinem Sohn die Erlaubnis zum Kriegsvolontariat. Im August 1707 traf Georg Albrecht im Kriegslager der alliierten Armee ein. Er wurde der niederländischen Einheit des Oberstleutnant Godhard van Eggeling zugeordnet. Schon im Oktober kehrte Georg Albrecht nach Den Haag zurück. Ob ihm sein Gesundheitszustand die Fortsetzung des Volontariats nicht erlaubte, ist nicht überliefert. Es ist wahrscheinlicher, daß die Hinfälligkeit seines Vaters ihn bewog, sich für den Ernstfall der Regierungsübernahme des Fürstentums Ostfriesland bereit zu halten.

Georg Albrecht (Fürst von Ostfriesland) - Porträt in Privatbesitz, Weener (J. C. Eichler, 1717)
Georg Albrecht (Fürst von Ostfriesland) – Porträt in Privatbesitz, Weener (J. C. Eichler, 1717)

Am 30. Juni 1708 verstarb Fürst Christian Eberhard. Georg Albrecht wurde mit 18 Jahren regierender Fürst. Um die Regierung seines Fürstentums ausüben zu können, benötigte er die „Majorennitäts-Erklärung“ des Kaisers. Sein Vater hatte im Testament verfügt, daß diese so rasch wie möglich eingeholt werden sollte, um kein Regierungsvakuum in Ostfriesland herbei zu führen. Georg Albrecht erwirkte die notwendige Erklärung des Kaisers bereits nach kurzer Zeit. Auch die Erbhuldigung der ostfriesischen Stände erfolgte ohne große Verzögerung. Die friedlichen Regierungsjahre seines Vaters Christian Eberhard hatten eine versöhnlichere Atmosphäre zwischen dem Fürstenhaus und den Ständen sowie der Stadt Emden herbei geführt. Die sympathische Persönlichkeit des Fürsten schien diese positive Entwicklung zu garantieren. Bis 1718 verlief seine Regierung auch in friedlichen Bahnen.

Georg Albrecht brachte für sein Regierungsamt durchaus die notwendige Befähigung mit. Er war sehr interessiert am Deichbau. Sein äußeres Auftreten ließ auf Autorität und aktive Teilnahme an den Staatsgeschäften schließen. Allerdings behinderten ihn häufige Krankheiten. Seine Korrespondenz dreht sich immer wieder um Krankheitssymptome und ihre Behandlung. Nachweisen lassen sich Gicht, rheumatische Beschwerden und eine Malaria-Erkrankung. Georg Albrecht mußte immer wieder ertragen, daß die mit seiner Ehefrau Christina Louise, geb. Fürstin von Nassau-Idstein, gezeugten Kinder früh verstarben. Als einziges Kind überlebte der spätere letzte Cirksenafürst Carl Edzard seine Eltern.

Georg Albrecht (Fürst von Ostfriesland) - Kupferstich-Porträt aus dem Rijksmuseum Amsterdam (M. Bernigeroth, 1708-1733)
Georg Albrecht (Fürst von Ostfriesland) – Kupferstich-Porträt (M. Bernigeroth, 1708-1733. Quelle: Rijksmuseum Amsterdam – gemeinfrei)

Krankheiten und familiäre Schicksalsschläge veranlaßten Georg Albrecht, das Regierungsruder mehr und mehr an den 1722 zum fürstlichen Kanzler ernannten Enno Rudolph Brenneysen, der aus dem Harlingerland stammte, abzugeben. Brenneysen entwickelte sich zu einer Art ostfriesischen Bismarck, ohne jedoch die Tugenden des preußischen Ministerpräsidenten zu besitzen. Mit Starrsinn verfolgte er eine Politik der Stärkung der Autorität der fürstlichen Regierung. Brenneysen sah in der ökonomischen und sozialen Krise in der Folge der Weihnachtsflut 1717 und der Neujahrsflut 1721 sowie der diversen Viehseuchenzüge seit 1710 die Chance, die z. T. unter sich zerstrittenen Landstände zu schwächen. Seine Politik führte zum ostfriesischen Bürgerkrieg der Jahre 1725-1727, dem „Appelle-Krieg“. Der Sieg der fürstlichen Kräfte war letztlich ein Pyrrhus-Sieg, denn auch die sogenannten „gehorsamen Stände“ aus der Geest und dem nördlichen Ostfriesland pochten auf die Landesverträge. Außerdem stieß auch Brenneysen auf die durch die Garantiemächte der ostfriesischen Landesverträge gesetzten Grenzen. Georg Albrecht war nicht in der Lage, sich von der Politik seines Kanzlers zu lösen. Er übernahm dessen Argumentation, wonach die „renitenten Stände“ und die Stadt Emden die von Gott geschaffene fürstliche Autorität in Frage stellten und deshalb bekämpft werden müßten.

Die letzten Regierungsjahre des Fürsten Georg Albrecht waren von zunehmender Krankheit und Hinfälligkeit geprägt. Außerdem verlief seine zweite Ehe mit der Markgräfin Sophie-Caroline von Bayreuth-Culmbach, die 1723 geschlossen worden war, unglücklich. Georg Albrecht wandte sich einer Hofdame, dem Fräulein Lukonsky zu, wobei nicht überliefert ist, wie intensiv das Verhältnis war. Eine offizielle Mätresse scheint sich der fromme ostfriesische Fürst nicht zugelegt zu haben. Allerdings belasteten seine Gefühle sein Gewissen schwer. Er empfand sie als Ehebruch. Am 11. Juni 1734 verstarb Fürst Georg Albrecht in seiner Sommerresidenz Sandhorst, nachdem er als erster Fürst der Cirksena seit dem Grafen Enno III. die Hochzeit seines Sohnes Carl Edzard miterlebt hatte.

Rolf Uphoff

Georg Albrecht (Fürst von Ostfriesland) - Ausschnitt aus: Carl Köhl: Die Grafen und Fürsten von Ostfriesland und Harlingerland (1844) - Lithographie im Besitz der Ostfriesischen Landschaft
Georg Albrecht (Fürst von Ostfriesland) – Ausschnitt aus: Carl Köhl: Die Grafen und Fürsten von Ostfriesland und Harlingerland (1844) – Lithographie im Besitz der Ostfriesischen Landschaft

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Monogramm des Fürsten Georg Albrecht am Marstall in Aurich
Monogramm des Fürsten Georg Albrecht am Marstall in Aurich

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