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Weßels, Paul: "Im Strome einer neuen Zeit ..." - Aufklärung und Entwicklung des Bürgertums in Ostfriesland um 1800
Zusammenfassung
Der 1820 in Emden gegründete „Kunstliebhaberverein“ – die spätere „Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer“ – ist einer der ältesten Deutschlands und damit seinerzeit eine sehr moderne und „aufgeklärte“ Gründung im abgelegenen Ostfriesland. Tatsächlich fand die preußische Provinz bald nach der Machtübernahme durch Friedrich II. 1744, spätestens nach dem Ende des Siebenjährigen Kriegs 1763 Anschluss an die geistige und soziale Reformbewegung der Aufklärung. Ostfriesland erlebte in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts eine stete Aufwärtsentwicklung der Wirtschaft, deren Höhepunkt um 1800 lag. Preußische Beamte und lutherische Geistliche aus Ostfriesland, die ausnahmslos an der Aufklärungsuniversität Halle studiert hatten, trugen dazu bei, dass die neuen Ideen breit in Ostfriesland gestreut werden konnten. Während die lutherischen Pastoren sich also zu einem großen Teil mit der Entwicklung identifizierten, verhielten sich die reformierten Geistlichen eher ablehnend. Meist auf niederländischen Universitäten ausgebildet, blieben Ihnen die Ideen von Rationalismus und Toleranz noch weitgehend fremd. Außerdem fürchteten sie um die eigene kirchliche Autonomie. Weite Teile der gebildeten Schichten in ganz Ostfriesland – insbesondere das städtische Bürgertum in Aurich und Emden – nahmen aber Anteil an den neuen gesellschaftlichen Entwicklungen, rezipierten die Gedanken der Französischen Revolution und entwickelten größeres Interesse an der Politik. Es wurden verstärkt politische Zeitungen, aktuelle Literatur, aber auch Modejournale gelesen, und es entstand ein eigener literarischer Markt mit regionalen Buchpublikationen und vorläufig noch kurzlebigen Zeitschriftengründungen. Schließlich gelang es seit 1816, je eine politische Tageszeitung in Aurich und Emden dauerhaft zu etablieren. Auch das kulturelle Leben entwickelte sich seit dem Siebenjährigen Krieg neu. Professionelle und Laien führten in den größeren Städten Schauspiele, Operetten, Opern und Konzerte auf hohem Niveau auf. Das gesellschaftliche Leben veränderte sich. Man traf sich nicht mehr nur privat, sondern unter Aufweichung der Stände- und Geschlechtergrenzen auch an öffentlichen Orten wie etwa in Gaststätten. Seit den 1750er Jahren brachten Logenmitglieder die Gedanken des Freimaurertums auch nach Ostfriesland. Zunächst auf dieser Grundlage entwickelte sich ein weitverzweigtes Netzwerk von modern denkenden Bürgern in der ganzen Provinz. Die ersten hier gegründeten Logen wurden Vorbilder für ständeübergreifende, interessengeleitete Gesellschaften und Clubs. Vorreiter waren 1802 die Auricher „Ressource-Gesellschaft“ und der „Club zum guten Endzweck“ in Emden. Darauf folgte die Gründung weiterer Gesellschaften, zu denen 1820 auch die „Emder Kunst“ gehörte. Indem die Ideen der Aufklärung in so viele Lebensbereiche hineinwirkten, veränderten sie dauerhaft das Leben aller. Auch diejenigen, die die Ideenwelt der Aufklärung ablehnten, profitierten von den durch die Aufklärung ermöglichten gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Veränderungen. Die zaghaften Anfänge der Frauen- und der Judenemanzipation in Ostfriesland lassen sich auf diese Jahrzehnte zurückführen.
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Linde, Benjamin van der: Vom "Kunstliebhaberverein" zur "Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer zu Emden". Inhaltliche und strategische Ausrichtung eines bürgerlichen Vereins im Spannungsfeld von Kunst und Geschichte während der hannoverschen Zeit Ostfrieslands (1820-1866)
Zusammenfassung
Die Geschichte der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer [kurz: „Kunst“] wird in der Zeit von der Gründung im Jahr 1820 bis zum Übergang Ostfrieslands an Preußen im Jahr 1866 dargestellt. Seit 1815 war Ostfriesland Bestandteil des auf dem Wiener Kongress neugeschaffenen Königreichs Hannover. Der Verein war 1820 von sechs Männern alter Emder Familien gegründet worden, die in ihrer Selbstdarstellung angaben, dass dies aufgrund eines angeblichen Ausverkaufs von hochwertigen Gemälden aus Emden geschehen sei. Die entworfenen Gründungsnarrative konnten jedoch nach quellenkritischer Analyse nicht bestätigt werden, da sich weder ein extensiver Kunsthandel in Emden, noch größere Gemäldebestände aus der Zeit vor 1820 nachweisen ließen. Vielmehr waren die „Kunst“-Gründer selbst in den Handel mit Gemälden verstrickt und stifteten ihre hochwertigsten und kostbarsten Gemälde nicht dem Verein. Gründe für die Konstituierung des Vereins liegen daher eher darin, dass Ostfriesland zwangsweise Teil des neuen Königreichs Hannover geworden war und mit dem Übergang seine alten ständischen Rechte, die aus der Fürstenzeit stammten, verlor, die es unter der preußischen Regierung noch genossen hatte. Dieser Verlust der eigenen geschichtlichen Identität mag besonders zur Konstituierung des Vereines beigetragen haben. Wenngleich Gemälde zunächst bis 1822/23 das Hauptsammelgebiet darstellten, war der Verein vordergründig an der Geschichte Ostfrieslands und insbesondere Emdens orientiert und verstand die Darstellung von Geschichte zunächst in Form von Bildern, später wurden auch Objekte des Altertums angesammelt sowie eine Bibliothek aufgebaut. Dass die „Kunst“ in dieser Zeit nur in Ansätzen ein Kunst-Verein war, wird auch darin deutlich, dass zeitgenössische einheimische Künstler nahezu gar nicht gefördert wurden. Der Verein agierte in der Zeit bis 1866 vor allem unter sich, war abgeschieden und zeigte sich exkludierend gegenüber Fremden. Eine Außenwirkung wurde nur selten erzielt, die Kunstausstellung in Emden von 1852 war die einzige selbstorganisierte Ausstellung mit eigenen Beständen im Betrachtungszeitraum.
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Röben, Christian: Zwischen bürgerlichem Selbstbewusstsein und finanzieller Abhängigkeit. Die Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer im Deutschen Kaiserreich 1871-1914
Zusammenfassung
Die Entwicklung der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer zwischen 1871 bis 1914 ist geprägt vom sozialen und kulturellen Umfeld der Kaiserzeit. Die „Kunst“ war neben anderen Vereinen zu einem wichtigen Baustein einer wachsenden und zunehmend selbstbewussten bürgerlichen Schicht geworden. Der verstärkte Nationalismus nach der Reichsgründung war ebenso Teil der „Kunst“ wie der traditionelle Liberalismus des Bürgertums. Gleichzeitig setzte eine Phase des Wachstums ein, bei der sich die Sammlung vergrößerte und die Mitgliederzahlen stiegen. Dies machte es erforderlich, die Ausstellungsflächen kontinuierlich zu erweitern, was mit verschiedenen baulichen Veränderungen einherging. Die Abhängigkeit von staatlichen Stellen als Geldgeber ermöglichte dieses Wachstum, war gleichzeitig allerdings auch ihre Grenze. Der große Wurf, die Ausstellung in einem großen städtischen Museum oder in einem vollständigen Neubau zu präsentieren, kam nicht zustande. Die Altertumsforschung kam in Folge der Identitätssuche des jungen Kaiserreichs in Mode. Die „Kunst“ konnte sich diesem Trend anpassen, da sich die Mitglieder des Vorstands bereits aus eigenem Interesse den Themen annahmen. Daraus entwickelten sich die zunehmenden Aktivitäten der Mitglieder bei archäologischen Ausgrabungen sowie die Herausgabe des Emder Jahrbuchs mit den wissenschaftlichen Aufsätzen. Eine große Anerkennung wurde der „Kunst“ zuteil, als ihr die Moorleiche mit staatlicher Genehmigung übergeben wurde. Dies war nur möglich, da sich die „Kunst“ in den zurückliegenden Jahren mit ihrer Sammlung und auch in der Forschung einen Namen gemacht hatte. Mit zunehmender Größe und Bedeutung wurde es der „Kunst“ auch möglich, selbstbewusster gegenüber den Ständen und staatlichen Behörden aufzutreten. Dem Vorstand gelang es, die finanzielle Unterstützung auszuweiten. Die „Kunst“ mit ihrer Sammlung und Forschungstätigkeit entwickelte sich zu einem Alleinstellungsmerkmal der Region.
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Kö, Georg: Die Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer seit 1820 zu Emden im Kontext nationalsozialistischer Kulturpolitik. Ein Werkstattbericht
Zusammenfassung
Der Beitrag will das prekäre Verhältnis zwischen „Gleichschaltung“ der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer als zentral gesteuertes Phänomen nationalsozialistischer Kulturpolitik und, wie die neueste Forschung zur NS-Kulturpolitik herausstellt, der „Selbstmobilisierung“ im Sinne des Systems zwischen 1933 und 1938 entlang der Korrespondenzakten der „Kunst“ exemplarisch nachzeichnen. Es wird sich anhand dieser fast vollständig erhaltenen Ablage aus dem Archiv der „Kunst“ herausstellen, dass eine simple Antwort auf die Frage, wie die Integration der Gesellschaft in die von „Blut und Boden“-Gedankengut zersetzten Heimatbewegung der Nationalsozialisten nicht zu geben ist. Vielmehr schwingt das Pendel zwischen aktiver „Gleichschaltung“ durch das System und nicht minder aktiver „Selbstangleichung“ an das Regime und dessen Heimatideologie in dieser konfliktreichen Zeit rasch hin und her. Aus dieser fatalen Bewegung sollte eine neue Gesellschaft entstehen, die mit den aufgeklärten Idealen ihrer Gründer nichts mehr gemein haben würde.
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Kappelhoff, Bernd: Die Emder "Kunst" nach dem Zweiten Weltkrieg Vom mühseligen Wiederanfang 1945 bis zur Eröffnung des Ostfriesischen Landesmuseums im neuen Rat-/Stadthaus am Delft 1962
Zusammenfassung
Der Aufsatz widmet sich den Anstrengungen der Emder Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer, nach der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs, die auch für Emden und sein Kulturleben einen totalen Tiefpunkt gebracht hatte, wieder Fuß zu fassen und sowohl mit dem von ihr getragenen Ostfriesischen Landesmuseum als auch mit ihrer sonstigen historischen Bildungsarbeit in der lokalen und regionalen Öffentlichkeit Wirksamkeit zu entfalten. Ausgehend von einem Rückblick auf die schon in den ersten Kriegsjahren einsetzenden vielfältigen Auslagerungsaktionen des Emder Kulturguts, das dadurch den Krieg weitgehend heil überstanden hat, stehen anschließend der äußerst mühsame, zunächst provisorische Wiederaufbau des Museumsgebäudes in Emden und die Einrichtung einer Außenstelle in der Burg Hinta im Mittelpunkt, in der die „Kunst“ gut zehn Jahre lang große Teile ihrer Sammlungen aufbewahren und in geringem Umfang auch museal präsentieren konnte – ein zwischenzeitlich fast vollständig in Vergessenheit geratenes Kapitel in der Geschichte der „Kunst“. Danach geht es um die Diskussion – anfangs vorübergehend in Konkurrenz zu der Idee eines Emder Gesamtmuseums am Burgplatz – über den Wiederaufbau des im Krieg zerstörten Renaissance-Rathauses als Museum und Kulturzentrum, die bereits Anfang der 1950er Jahre einsetzte und nach manchen Irrungen und Wirrungen 1958 in den tatsächlichen Baubeginn und 1962 in die glanzvolle Wiedereröffnung dieses schon bald nicht mehr Stadt-, sondern wieder Rathaus genannten Gebäudes einmündete, in dem das Ostfriesische Landesmuseum in nunmehr gemeinsamer Trägerschaft von Stadt und „Kunst“ seither seine Heimstatt hat.
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Kanzenbach, Annette: Ein Blick auf 200 Jahre Sammeltätigkeit der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer
Zusammenfassung
Die „Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer zu Emden“ begann 1820 als ein Verein von sechs Kunstliebhabern, die vor allem niederländische Gemälde des 16. und 17. Jahrhunderts auf Holz, Leinwand und Glas aus einheimischen Privathaushalten erwerben wollten. Ihr Ziel war es, eine Galerie zu errichten, die an das Kunstleben zur Blütezeit der Stadt erinnerte. Das zeitgenössische Kunstschaffen fand dabei keine nennenswerte Berücksichtigung. Am Ende des Jahrhunderts war eine knapp 200 Gemälde umfassende Sammlung zusammengekommen, die mit ihrer Provenienz eindrucksvoll den Kunstgeschmack der Region und die enge kulturelle Verbindung mit den Niederlanden repräsentierte. Ein historischer Blick bestimmte die Sammlungspolitik bis in die Gegenwart, weswegen Werke des 19. und 20. Jahrhunderts nur mit deutlicher zeitlicher Verzögerung in die Sammlung gelangten. Erst nach 2000 und schließlich erst mit der 2011 gegründeten StibiKu wurde auch die zeitgenössische Kunst zu einem ausdrücklichen Sammelgebiet erklärt.
Bereits 1823 hatten die Gründungsmitglieder beschlossen, ihre Aufmerksamkeit künftig auch auf vaterländische Altertümer zu richten. Hier ging es ihnen um die Bewahrung von stadt- und landesgeschichtlichen Sachzeugnissen, die sie entweder in die Sammlungen übernahmen oder zeichnerisch, schriftlich oder fotografisch festhielten. Die grafische und die fotografische Sammlung standen bis in jüngste Zeit hauptsächlich in diesem Dienst der historischen Dokumentation.
Als andere Sammelschwerpunkte kristallisierten sich heraus: historische Karten, Porträts, Münzen und Medaillen, Bauskulptur, Glasfenster, Archäologie, Handschriften und Dokumente. Auch einer ethnologischen Sammlung wurde schon früh ausdrückliche Aufmerksamkeit gegeben. Hier richtete sich das Interesse vor allem auf die Repräsentationsgüter des städtischen Bürgertums und der begüterten Großbauern, die als typisch ostfriesisch angesehen wurden. Dagegen fanden Zeugnisse des harten bäuerlichen Lebens genauso wenig Berücksichtigung wie die Sachkultur der Arbeiter- und Hafenwelt des 19. und 20. Jahrhunderts. So sollte auch das nachgebaute Ensemble einer ostfriesischen Bauernküche weniger die schwere Landarbeit darstellen als ein Idealbild von Harmonie, Ursprünglichkeit und ostfriesischer Eigentümlichkeit vorstellen. Das rückten etwa auch die friesischen Bauernstuben vor Augen, die damals ein beliebtes Bildthema waren und auch von den in Ostfriesland tätig gewesenen Malern Julius Schrag und Heinrich Lucas gemalt wurden.
Die Emder „Kunst“ zeigt sich in ihrer Erwerbungsspolitik als ein Altertumsverein, wie er im Laufe des 19. Jahrhunderts an vielen Orten entstand. Dafür typisch ist die intensive Sammlungstätigkeit, mit der sie deutlich über einen reinen Geschichtsverein hinausging. Sicherlich besonders ist das ausgeprägte Interesse an der Errichtung einer Gemäldesammlung, doch war auch hier das Interesse vor allem historisch ausgerichtet. Im Laufe der vergangenen 200 Jahre hat die Gesellschaft eine breite regionalhistorische Sammlung zusammengetragen, die als das umfassendste Sacharchiv der Region beschrieben werden darf. Vieles wäre im Laufe der Zeit sicherlich für die Region oder auch ganz verloren gegangen. In unserer schnelllebigen Welt stellt es ein unschätzbares kulturelles Gedächtnis dar. Aus ihm kann regionale Identität ebenso wie ihr allmählicher Wandel erschlossen werden. Gerade deshalb ist die museale Präsentation und Pflege der Sammlungen eine wichtige Aufgabe. Hier gilt es nun, für die Besucher von heute den Gegenwartsbezug nicht zu verlieren. Die regionale Sachkultur der Gegenwart sollte fest verankert und umsichtig verfolgt die Sammlungspolitik der nächsten 200 Jahre genauso prägen wie der Blick auf die kulturelle Verflechtung Ostfrieslands mit der europäischen Geschichte.
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Hermann, Michael: Das Emder Jahrbuch (1872 bis heute) - von der historischen Vereinszeitschrift zum "Zentralorgan der ostfriesischen Geschichtsschreibung"
Zusammenfassung
1872 entschloss sich die Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer zu Emden, drei historische Vorträge in einem „Jahrbuch der Gesellschaft“ zu veröffentlichen. Damit legte sich die „Kunst“ ein eigenes Veröffentlichungsorgan zu, das durch die periodische Herausgabe einen ostfrieslandweiten Wissenschaftsdiskurs ermöglichte. Bereits unter der Schriftleitung Petrus Bartels erlebte das Jahrbuch eine Professionalisierung, doch mit Friedrich Ritter als verantwortlichem Redakteur erlangte die Zeitschrift erstmals in der wissenschaftlichen Welt das große Ansehen, das für die weitere Entwicklung prägend sein sollte. Während in den Anfangsphasen auch die Leiter des in Aurich neugegründeten Staatsarchivs mit Beiträgen im Jahrbuch vertreten waren, übernahm in der NS-Zeit – wenn auch nur für ein Jahr – der Auricher Archivleiter die Redaktion der Zeitschrift und begründete damit eine Tradition, die nach 1945 bis heute fortgeführt wurde.
Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte die „Kunst“ die Herausgabe des Jahrbuchs nicht mehr alleine stemmen und fand in der Ostfriesischen Landschaft einen Kooperationspartner, der allerdings auch durchaus gegensätzliche Zielrichtungen mit der Zeitschrift verfolgte als die Gesellschaft. Über die Jahre hinweg blieb die Finanzierung des Jahrbuchs ein kritischer Punkt, der in Zeiten besonders knapper Kassen zur Herausgabe von Doppelbänden führte. Die Verbreiterung der Herausgeberschaft auf insgesamt fünf Einrichtungen ab den 1990er Jahren trug maßgeblich dazu bei, das fortgesetzte Erscheinen des Emder Jahrbuchs als einziges geschichtswissenschaftliches Periodikum in Ostfriesland zu gewährleisten.
Vollständiger Aufsatz (PDF, 1,27 MB)
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Kolck, Reinhold: Zukunft braucht Herkunft - Die Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer (1820dieKUNST) heute und morgen. Eine Bestandsaufnahme
Zusammenfassung
Die Überlegungen und Darstellungen sind eine Auswahl zum Geschehen der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer aus jüngerer Zeit. Sie zeigen, wie breit das Aufgabenspektrum dieser 200jährigen Gesellschaft „1820dieKUNST“ (so die internetgeeignete heutige Kurzform) geworden ist. Der Tätigkeitsbereich ist über die Mitträgerschaft des Ostfriesischen Landesmuseums Emden deutlich hinausgewachsen und beinhaltet neben dem gemeinnützigen Verein mit dem Betrieb des „KUNST-Ladens“ eine gewerbliche Tätigkeit, ist Treuhänderin einer gemeinnützigen Stiftung, ist mit dem Angebot studentischer Praktika und Bachelor-Prüfungen eingebunden in die Lehrtätigkeit der Hochschule, gibt Schriften heraus und veranstaltet Vorträge und Studienreisen. Die „Kunst“, wie die Gesellschaft im Volksmund vielfach genannt wird, hilft, die Kultur der Region zu bewahren und gibt Impulse für deren Weiterentwicklung. In diesem Sinne ist sie auch eine regional aufgestellte Gesellschaft für die ostfriesische Landeskunde. Sie arbeitet eng vernetzt mit anderen Kultureinrichtungen und ist für Kooperationen offen.
Das alles ist nur leistbar durch den herausragenden Einsatz von mehr als 50 ehrenamtlich Tätigen und der unverändert anhaltenden Bereitschaft von Mitgliedern und anderen, kulturell Wertvolles zu stiften und deren Erhalt und Erforschung finanziell zu fördern.
Im Bericht ausgespart oder nur ergänzend erwähnt sind die Aktivitäten im und um das Ostfriesische Landesmuseum, die Vielzahl seiner Ausstellungen und auch die grundlegenden konzeptionellen und baulichen Erweiterungen in den Jahren 2003 bis 2007 hin zu einem „Europäischen Regionalmuseum“. Darüber zu berichten, ist einer gesonderten Publikation vorbehalten.
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II. Miszellen
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Schmidt, Aiko: Die Mitgliederstruktur der Emdischen Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer im 19. Jahrhundert
Textanfang
Am 26. März 1820 gründeten sechs Herren – alle der Emder Oberschicht angehörend – einen „Kunstverein“, der am 27. April 1822 zunächst in „Kunstliebhaberverein“ und am 12. Dezember 1823 in „Emdische Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer“ umbenannt wurde.
[…]Vollständiger Aufsatz (PDF, 721,69 KB)
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Alma, Redmer: Die Grimersumer Kiste
Einleitung
Unter den Sammlungen der „Emder Kunst“ befindet sich ein umfangreiches Archiv, das seit der Zeit ihres Erwerbs die „Grimersumer Kiste“ genannt wird. Die Geschichte dieses Archivs ist sehr komplex. In diesem Beitrag wird versucht, die Herkunft und weitere Überlieferung der Stücke zu untersuchen. Es handelt sich, wie der Name schon angibt, um Archivalien der Burg Grimersum, die vor fast 180 Jahren von der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer zu Emden erworben wurden. Insgesamt handelt es sich um ungefähr 500 Urkunden und einige Kartons mit Akten aus der Zeit vom 14. bis 18. Jahrhundert. Die Sammlung ist nicht inventarisiert, nur zum größten Teil in einer chronologischen Liste verzeichnet. Das erschwert eine definitive und detaillierte Analyse und deshalb muss dieser Beitrag sich auf eine Gesamtbewertung und Charakterisierung der zu unterscheidenden Teile des Archivs beschränken.
Vollständiger Aufsatz (PDF, 2,97 MB)
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Voß, Klaas-Dieter: Die Bibliothek der Emder "Kunst". Zur Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte einer stadtgeschichtlichen Bücher- und Handschriftensammlung
Einleitung
Als 1820 der „Kunstliebhaberverein zu Emden“ gegründet wurde, wurde kaum über den Aufbau einer eigenen Bücher- und Handschriftensammlung nachgedacht. Das primäre Interesse der Vereinsgründer bestand zunächst darin, die damals noch in der Stadt vorhandenen Kunstwerke aus den zurückliegenden Jahrhunderten für die interessierte Öffentlichkeit zu sichern und dauerhaft zu bewahren. Dies passt auch sehr gut zu der großen Affinität, die der damalige Emder Assessor und Gründungsdirektor Diedrich Bernhard Loesing (1779-1834) selbst zur bildenden Kunst hatte. Er gilt nicht nur als der eigentliche Initiator der späteren Gesellschaft für Kunst und vaterländische Altertümer, sondern sammelte auch vorher schon leidenschaftlich Gemälde und Kupferstiche. Er soll Eigentümer einer sehr wertvollen Sammlung gewesen sein. Im ältesten Protokollbuch der „Kunst“ gibt er selbst einen kurzen Überblick über die Entstehungsgeschichte des Vereins und zitiert in diesem Zusammenhang die allerersten Statuten, die jedoch öfter bearbeitet wurden. Am 7. April 1820 wird unter Punkt 14 der Vereinszweck mit folgenden Worten definiert: „der Zweck der Gesellschaft ist: um eine gute Sammlung von Ohlgemählde, seltene Kupferstiche, Zeichnungen und sonstige Kunstproducte erhalten zu suchen; welche zu verbessern und mit der Zeit zu vergrößern beabsichtiget wird.“
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Uphoff, Rolf: Archivar benötigt! Zur Rolle der "Kunst" in der Entwicklung des Archivwesens in Emden und Ostfriesland 1871-1962
Einleitung
In ihren Anfängen hatte die Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer sich der Sammlung von Gemälden und „Altertümern“ verschrieben, die einen direkten Bezug zur Emder Stadtgeschichte hatten. Während der 1860er Jahre vollzog sich eine Erweiterung des Arbeitsgebietes der „Kunst“. Neben der Sammlung von Gemälden und „Altertümern“, gemeint sind archäologische Funde und historische Exponate (z.B. Trachten und Mobilien), trat die wissenschaftliche historische Forschung. Die „Kunst“ wurde zum Sprachrohr für Regionalhistoriker, die in den Jahrbüchern der Gesellschaft ihre Arbeiten veröffentlichten. Vor dem Hintergrund der Rückkehr Ostfrieslands in den preußischen Staatsverband als Folge des preußisch-österreichischen Krieges von 1866 und des folgenden deutsch-französischen Krieges von 1870/71, vertraten die meisten Arbeiten in den Jahrbüchern eine preußisch zentrierte Sicht auf die Geschichte Emdens und Ostfrieslands. Nur die biografische Arbeit über den welfenfreundlichen ostfriesischen Geschichtsschreiber und Archivar Onno Klopp vertrat eine andere historiographische Sicht.
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