Auricher Regentenporträts: Ständesaal der Ostfriesischen Landschaft – "Schlösschen", Aurich
Der älteste Sohn des Grafen Ulrich I. von Ostfriesland übernahm in den Jahren nach 1480 mehr und mehr Regierungsaufgaben von seiner Mutter, der Gräfin Theda. Eine förmliche Regierungsübernahme fand nicht statt. Besondere Eigenheiten Ennos lassen sich nicht erkennen. Er blieb farblos bis zu seinem Tode, dessen Umstände ihn erst in das ostfriesische Geschichtsbewußtsein gehoben haben.
1489 machte er in Begleitung von Viktor Frese, dem ersten seines Geschlechts in Ostfriesland, eine Wallfahrt in das Heilige Land, eine für das späte Mittelalter typische Mischung von Frömmigkeit und Bildungsreise. In Jerusalem wurde Enno zum Ritter geschlagen. Kaum zurückgekehrt, erfuhr er von der wissentlichen Entführung seiner Schwester Almuth durch Engelmann von Horstell auf die Friedeburg. Diese wurde alsbald von ostfriesischen Söldnern umzingelt. Enno stellt Engelmann auf dem Eis des Burggrabens zur Rede, in welchen er mit seiner Rüstung einbrach und in dem er ertrunken ist. Damit machte er ungewollt die Bahn frei für die Alleinherrschaft seines Bruders Edzard I., da der dritte Bruder Ulrich nicht machthungrig war.
Walter Deeters