Der Pionier der Erforschung ostfriesischer Laubmoose – Oberlehrer Christian Eberhard Eiben (1830-1895) und sein Herbarium
– Ostfrieslands Laubmoose / gesammelt und herausgegeben von C. E. Eiben, Präceptor in Aurich, Aurich [1866] –
Laubmoose gehören nicht gerade zum Sammlungsgebiet einer geisteswissenschaftlich ausgerichteten Bibliothek. Und dennoch hat sich eine Sammlung von fünfzig ostfriesischen Laubmoosen in der Landschaftsbibliothek erhalten. Die Landschaftsbibliothek übernahm sie aus dem Nachlass des Volkskundlers Friedrich Sundermann (1843-1924), der den Wert der Sammlung schon früh erkannt und entsprechend auf dem blauen Schutzumschlag neben den Angaben zum Verfasser und zum Titel auch „vorsichtig zu öffnen und zu behandeln“ vermerkte.
Dieses Herbarium legte der Verfasser C. E. Eiben bis 1866 an und gab es im selben Jahr noch im Selbstverlag heraus. Die Sammlung enthält Moose, die Eiben überwiegend in und um Aurich sowie auf Norderney fand. Das Buch ist dem Standard entsprechend aufgebaut: neben dem eingeklebten Moos finden sich ein Hinweis auf den Namen der Art (lateinisch und deutsch), die Verbreitungshäufigkeit und Eibens Fundorte.
Als Beispiel sei das Sparrige Torfmoos (Sphagnum squarrosum) genannt, das laut Eiben selten sei und das er im Sandhorster Forst und auch zwischen Upstede und Abens bei Wittmund gefunden habe. Auch das Polster-Kissenmoos (Grimmia pulvinata) sei aufgeführt, das Eiben auf mehreren Hausdächern in Ostfriesland gefunden hat. Dieser Art kam die Ehre zu, 2007 zum deutschen Moos des Jahres ausgezeichnet zu werden.
Die Fachwelt hat die Sammlung Eibens wahrgenommen und in entsprechenden Organen auch besprochen. Ein Rezensent merkt zunächst an, dass die begonnene ostfriesische Sammlung weit über Lokalflora hinausgehe und ein zwar kleines, aber dafür sehr gut begrenztes Gebiet umfasse. Letztlich liefere Eiben aber „nur bekannte, durch Deutschland ziemlich allgemein verbreitete Moose“. Die Nomenklatur folge dem Schema von Müller, die Exemplare seien – im besten Sinne – „durchweg genügend“ und der Preis sei mit einem Taler „sehr mäßig“.
Bis 1870 stellte Eiben eine Sammlung von insgesamt 150 Laubmoosen zusammen. Enthalten waren insgesamt 137 Arten ostfriesischer Laubmoose. Bis heute sind fünfzig Laubmoose dieser Sammlung erhalten.
Beim Verfasser handelt es sich um den am 16. November 1830 in Burhafe bei Wittmund geborenen Christian Eberhard Eiben. Von seinem Vater – einem Wehrmeister – „fleißig zur Schule angehalten“ und für den Lehrberuf gefördert, hat Eiben zunächst für zwei Jahre als „Nebengehülfe“ an der Volksschule in Burhafe und dann ab 1847 in ähnlicher Funktion in Buttforde gearbeitet. 1848 bestand er erfolgreich seine Prüfung als Hilfslehrer.
1852 trat Christian Eberhard Eiben ins Lehrerseminar in Aurich ein. Er verließ die Anstalt 1854 und begann seine Tätigkeit im Schuldienst in Aurich. Ab 1871 fungierte er als Lehrer und später als Oberlehrer am Auricher Seminar. Seine Bestellung als ordentlicher Lehrer ist 1875 erfolgt.
Eibens größtes Interesse, auch weit über den Unterricht hinaus, galt der Botanik. Auf diesem Gebiet schaffte Eiben es als Autodidakt bald zu großem Ansehen. Schon 1875 legte er seine „Praktische Schul-Naturgeschichte des Thierreichs für Seminarien, Präparanden-Anstalten und Volksschulen“ vor, das bald zum Standardwerk im deutschsprachigen Raum wurde. Weitere Veröffentlichungen von Eiben befassen sich mit der Flora Ostfrieslands mit Schwerpunkt auf den Inseln. Als einer der ersten Botaniker berichtete er nach eigenen Erfahrungen über die Brutvögel seiner ostfriesischen Heimat. Von ihm stammt ferner eine Anleitung zum Ausstopfen von Vögeln.
Christian Eberhard Eiben war Mitglied der Naturforschenden Gesellschaft zu Emden. Schon 1873 wurde er – als zweiter Ostfriese – auch zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina berufen.
Seine Leidenschaft galt aber der Botanik. Er war – neben dem Direktor der Bürgerschule in Bremen, Franz Buchenau, dem Bremer Arzt Wilhelm Olbers Focke und dem Vareler Oberlehrer Friedrich Müller – der Pionier für die Erforschung der ostfriesischen Laubmoose.
Heiko Suhr