Der Wunsch nach einer vollständigen Sammlung der Flurnamen Ostfrieslands geht bis in das 19. Jahrhundert zurück. 1878 versuchte die „Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer zu Emden“ mit der Unterstützung der Öffentlichkeit eine Flurnamensammlung anzulegen. Nach dem Ersten Weltkrieg sandte der Superintendent Wiard Lüpkes Fragebögen zur Erfassung von Flurnamen an die Pastoren, die Kirchenvorstände und die landwirtschaftlichen Zweigvereine in Ostfriesland. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Lehrer durch den Heimatverein Leer aufgerufen, Flurnamen zu sammeln und in topographische Karten einzutragen. Alle Versuche blieben in den Anfängen stecken und brachten aus heutiger Sicht wenig verwertbare Resultate.
1972 begann Heinrich Schumacher mit einer ehrenamtlich tätigen Arbeitsgruppe der Ostfriesischen Landschaft in Aurich auf der Grundlage der Deutschen Grundkarte 1 : 5000 (DGK 5) mit der Sammlung der Flurnamen Ostfrieslands, nachdem er bereits ab 1967 mit dem Heimatforscher Bernhard Uphoff die Flurnamen des Altkreises Aurich zusammengetragen hatte. Die Quellen für die Sammlung waren die Hannoversche Grundsteuervermessung von ca. 1830, die Preußische Grundsteuervermessung von ca. 1870, weitere schriftliche Quellen sowie eine um 1980 durchgeführte aufwändige Befragung. Bis 1984 waren durch diese Initiative 71.541 Flurnamen lagegenau in mehr als 900 Deutschen Grundkarten festgehalten worden.
Nach der Sammlung der Flurnamen und ihrer Darstellung in den Grundkarten sollten die Flurnamen mit ihren Zusatzdaten in einer Datenbank gespeichert werden. Unter der eigenverantwortlichen Leitung von Heinrich Schumacher wurden in Zusammenarbeit mit dem Auricher Vermessungsdirektor Hans-Heinrich Schröder und der finanziellen Unterstützung der Gerhard-ten-Doornkaat-Koolman-Stiftung bis Mitte 1998 alle bis dahin gesammelten Flurnamen Ostfrieslands mit Angabe der jeweiligen Gemarkung und der Quellen in einer Datenbank geokodiert. Damit war die Grundlage geschaffen für das 2002 von der Ostfriesischen Landschaft in Aurich herausgegebene sechsbändige Werk Heinrich Schumachers „Die Flurnamen Ostfrieslands“.
Auf Initiative von Herbert Troff, Nachfolger Heinrich Schumachers im Katasteramt Aurich, wurden die Flurnamen 2003 mit den digitalen Karten der Vermessungs- und Katasterverwaltung verknüpft und damit eine Visualisierung der Flurnamen auf digitalen Karten im Internet ermöglicht.
Nach dem vorläufigen Abschluss der Sammlung der Flurnamen war der Weg frei für ihre Deutung. Ebenfalls auf Initiative von Herbert Troff bildete sich ein Arbeitskreis aus Verantwortlichen des Landesamts für Geoinformation und Landvermessung Niedersachsen – Regionaldirektion Aurich (LGLN, vormals Katasteramt Aurich), der Ostfriesischen Landschaft und des Auricher Staatsarchivs, um auch die Deutung der Flurnamen in der Verantwortung der Ostfriesischen Landschaft mit ehrenamtlicher Unterstützung bei wissenschaftlicher Begleitung zu realisieren.
Am 18. September 2009 wurde das Projekt „Flurnamendeutung“ unter der Leitung von Dr. Paul Weßels und Cornelia Ibbeken und getragen von der Ostfriesischen Landschaft, der LGLN sowie dem Niedersächsischen Landesarchiv – Standort Aurich – der Öffentlichkeit vorgestellt. Es wurde eine Arbeitsgruppe „Flurnamendeutung“ der Ostfriesischen Landschaft gegründet und zur aktiven Mitarbeit an der Deutung der Flurnamen Ostfrieslands aufgerufen. Die Arbeit ist in ein wissenschaftliches Netzwerk eingebunden und wird auch vom Fachbereich Niederdeutsch der Universität Oldenburg unterstützt.