Eine Ausstellung der Sammlung von Gerd Rokahr, Esens
Auch wenn in der Literatur zur neueren Geschichte Ostfrieslands Kriegsflugblätter zwar gelegentlich erwähnt werden, ist dieser Aspekt der psychologischen Kriegsführung in unserer Region noch nicht systematisch erforscht.
1991 begann Gerd Rokahr mit dem Sammeln von Flugblättern. Zunächst beschränkte er sich auf englische Flugblattausgaben, die nachweislich in einzelnen Exemplaren oder massenhaft im Bereich Ostfriesland / Oldenburg verbreitet worden waren. Um auch die Flugblattpropaganda der übrigen kriegsführenden Staaten in Europa näher in den Blick nehmen zu können, entschloss er sich, seine Sammlung um eine kleine Auswahl charakteristischer Flugblätter aus Deutschland, Frankreich, USA und der Sowjetunion zu erweitern. Heute umfasst seine Sammlung knapp 140 Exemplare.
Mehr als 20 Jahre lang lag die Flugblattsammlung fast unbeachtet in der Schublade. Im Frühjahr 2020, 75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, wurde eine erste Auswahl der Kriegsflugblätter im Niedersächsischen Landesarchiv – Abteilung Aurich – der Öffentlichkeit vorgestellt: Es handelte sich um englische Flugblätter mit Bezug auf Ostfriesland und das Land Oldenburg, die in der Zeit von September 1939 bis August 1943 nachweislich im Zuständigkeitsbereich der Gestapo Wilhelmshaven, also im Regierungsbezirk Aurich und im Land Oldenburg, von britischen Flugzeugen und Ballonen abgeworfen wurden. Die meisten der hier gezeigten Exemplare lassen sich einem bestimmten Landkreis oder Wohnort entweder in Ostfriesland oder in Oldenburg zuordnen. Für die übrigen in dieser Region niedergegangenen Flugblätter liegen keine genauen Fundortangaben vor. In einem zweiten Teil der Dokumentation werden besondere Themen und Motive der „Feindflugblätter“ vorgestellt und insbesondere die Flugblätter gezeigt, die die Bevölkerung auf das Ende des Kriegs und die Auswirkungen davon vorbereiten sollten.