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Am 1. Oktober 1665 brachte Fürstin Christine Charlotte von Ostfriesland ihren ersten Sohn zur Welt – vier Monate nachdem dessen Vater Fürst Georg Christian verstorben war. Christian Eberhard war damit vom Tag seiner Geburt an Fürst, und seine Mutter beanspruchte für die nächsten 25 Jahre die vormundschaftliche Regentschaft. Diese war geprägt von innenpolitischen Kompetenzstreitigkeiten und Machtkämpfen. Während die Regentin sich selbst als Landesherrin und Ostfriesland als Fürstenherrschaft verstand, sahen die Landstände sich als frei und Ostfriesland als Ständeherrschaft an. In den daraus resultierenden Konflikten spielte die Einflussnahme auswärtiger Mächte eine entscheidende Rolle. Ohne Unterstützung von außen konnten sich weder Christine Charlotte noch die Stände innenpolitisch behaupten. Diplomatie war für die Regentin daher ein zentrales Mittel, um – je nach aktuellen Machtkonstellationen – ihre Herrschaftsambitionen voranzutreiben oder um ihr politisches Überleben zu sichern.
Der Vortrag von Rieke Becker, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Paderborn, beleuchtet die diplomatischen Strategien, die die Fürstin gegenüber unterschiedlichen Akteuren einsetzte. Anhand exemplarischer Quellen wird gezeigt, auf welche Weise Christine Charlotte auswärtige Mächte davon zu überzeugen versuchte, sie zu unterstützen, und inwiefern sie damit erfolgreich war. Ein Augenmerk liegt dabei auf spezifischen Spielräumen, die das Amt einer vormundschaftlichen Regentin mit sich brachte.