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Friesland befand sich im Mittelalter in einer besonderen Situation: Seine Bewohner standen nicht unter fürstlicher Lehnsherrschaft, sondern organisierten sich in kleinen, lokalen Gemeinschaften und wandten ihr eigenes Recht an. Im Spätmittelalter vollzog sich innerhalb dieser „Friesischen Freiheit“ eine bemerkenswerte Entwicklung: Das gelehrte römische und kanonische Recht gewann zunehmend an Einfluss. Diese Entwicklung endete mit der Ausbildung der Lehnsherrschaft in den friesischen Landen und zeigt ein eigenständiges Bestreben nach rechtlichen Veränderungen. Welche Gründe und Motivationen bewogen die Friesen, fremdes Recht zu rezipieren und zu adaptieren? Zur Beantwortung dieser Frage werden klassische und spätmittelalterliche Rechtstexte mit besonderem Fokus auf das Westerlauwersche Friesland untersucht. Die verschiedenen Aspekte der friesischen Rezeption werden dargestellt und veranschaulicht – ergänzt durch Vergleiche mit dem Sachsenspiegel und dem Ostfriesischen Landrecht.
Dr. Marvin Wiegand wurde 2023 an der Freien Universität Amsterdam mit einer Arbeit über die Rezeption des gelehrten Rechts im Friesland des 14. und 15. Jahrhunderts promoviert.