Georgswall 1, 26603 Aurich
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Von Wilhelmshaven aus fuhr die Kaiserliche Marine in die Welt und half dabei, deutsche Interessen und koloniale Besitzansprüche durchzusetzen. Der Militärhafen war so auf das Engste mit dem deutschen Weltreich verbunden. Doch damit ist wenig über die Bedeutung des Kolonialismus für die zivile Stadtgesellschaft gesagt. Wie prägte das deutsche Ausgreifen in die Welt Wilhelmshaven als Stadt? Wie erlebten und deuteten die Wilhelmshavenerinnen und Wilhelmshavener den Kolonialismus in ihrem Alltag?
Der Freiburger Historiker Leon Biela geht in seinem Vortrag diesen Fragen nach und zeigt, wie die Einwohnerschaft Wilhelmshavens gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann, sich intensiv mit dem Verhältnis zwischen ihrer Stadt und der globalen Expansion des Kaiserreiches auseinanderzusetzen. Mit Verweis auf die eigene Unterstützung der Marine beanspruchte das Stadtbürgertum, eine eigenständige Rolle im kolonialen Projekt Deutschlands einzunehmen. Auf diese Weise fand das deutsche Weltreich Eingang in Vorstellungen von einer lokalen „Identität“: Wilhelmshaven verstand sich nun gleichsam als Stadt, in der das Weltreich zuhause ist.
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