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Von den einen als Reformator, progressiver Regent und Freiheitskämpfer für die Unabhängigkeit seiner Heimat verehrt und von den anderen als Unruhestifter, Seeräuber und treuloser Junker diffamiert, scheiden sich durch die Jahrhunderte hindurch bis heute die Geister der Geschichtsschreibung an einer treffenden Beurteilung Balthasars von Esens.
Balthasar war von 1522 bis zu seinem Tod 1540 Regent des Harlingerlandes. Er ist bis heute Teil des kollektiven ostfriesischen Gedächtnisses, da die Reformation unter seiner Führung ablief und er dem damaligen Zentrum Esens vermeintlich die Stadtrechte verlieh. Seine Jahre waren geprägt von Krieg und Fehden, insbesondere mit der benachbarten Grafschaft Ostfriesland unter der Herrschaft Edzards des Großen und dessen Nachfolger Enno II. Zum damaligen Jeverland und dessen Herrin Maria von Jever hielt Balthasar eine enge Verbindung.
Der Referent Titus Blecken ist Geschichtslehrer aus Lüneburg mit ostfriesischen Wurzeln. Er konstatiert mit Blick auf Balthasar von Esens einen unzureichenden Forschungsstand und massive Forschungslücken. In seinem Vortrag gibt er einen Einblick in seine aktuellen Studien zu Persönlichkeit und Herrschaftspraxis Balthasars unter Bezugnahme auf vergleichbare Regenten. Damit kann er viele Mythen entlarven und die Esenser Stadtgeschichte in Teilaspekten neu schreiben.
Balthasar von Esens – Artikel aus dem Biographischen Lexikon für Ostfriesland