Georgswall 1, 26603 Aurich
Als Deutscher Teil der „Volksgemeinschaft“ zu sein: So lautete ein zentrales Versprechen der Nationalsozialisten. Auf der Ferieninsel Langeoog sollte diese Volksgemeinschaft erfahrbar werden. Tausende Jungen und Mädchen der Hitlerjugend nahmen an Zeltlagern im Pirolatal teil, während Gäste des „Kraft durch Freude“-Programms für ausgebuchte Pensionen und Erholungsheime sorgten. Die Dorfbewohner selbst erlebten das neue Regime als Mitglied der NS-Volkswohlfahrt, bei Veranstaltungen der NSDAP-Ortsgruppe oder auf feierlichen Umzügen, wo sie mit Gästen zusammentrafen. Auch symbolpolitisch bekräftigte die Gemeinde ihre Zugehörigkeit zu dem neuen Regime, indem sie Straßen umbenannte und Denkmäler errichtete.
Die Kehrseite der „Volksgemeinschaft“ war die Ausgrenzung und Verfolgung jener, die nach der rassistischen und antisemitischen NS-Ideologie nicht dazugehörten. Während sich die Zwangssterilisation gegen Insulaner richtete, zielte die antisemitische Hetze darauf, zugezogene Konkurrenten loszuwerden und jüdische Gäste gar nicht erst aufzunehmen. Während des Krieges zeigte sich die rassistische Politik im tödlichen Umgang mit sowjetischen Zwangsarbeitern, die den Ausbau der Insel zu einer Garnison vorantreiben sollten.
Echternkamp nimmt die ostfriesische Insel unter die Lupe, um zu prüfen, wie tief Nationalsozialismus und Antisemitismus in die deutsche Gesellschaft eingedrungen waren. Mit Blick auf die Gegenwart kann er verdeutlichen, dass Teile der touristischen Tradition und des heutigen Markenkerns unter anderen Vorzeichen ihren Ursprung auf der Insel der „Volksgemeinschaft“ haben.