1744 erbte die preußische Krone die Herrschaft in Ostfriesland, und 1747 erschien in Aurich bereits die erste Ausgabe des Amtsblatts für Ostfriesland – zunächst noch unter dem Titel „Wöchentliche ostfriesische Anzeigen und Nachrichten“.
Das Amtsblatt war die älteste, regelmäßig erscheinende Zeitung Ostfrieslands und überlebte die verschiedenen Regierungen Ostfrieslands bis zur Auflösung der Bezirksregierung Aurich 1978. Im Königreich Holland hieß das Blatt ab 1809 „Courant vor het Departement Oost-Vriesland“, unter napoleonischer Herrschaft ab 1811 „Gazette du Département de l’́Ems-Oriental“, ab 1814 dann „Politisches Journal für die Provinz Ostfriesland“ und ab 1817 „Amtsblatt“ in verschiedenen Varianten.
Die preußische Regierung benötigte 1747 eine Möglichkeit, Gesetze, Bekanntmachungen oder sogar Steckbriefe von aus der Haft entflohenen Personen öffentlich zu verbreiten. Und es fehlte in Ostfriesland bis dahin ein Medium, in dem man persönliche Nachrichten über private Veräußerungen, Vermietungen und Verpachtungen bekannt machen konnte. Das neue Blatt sollte zur Förderung der Wirtschaft und des Handels auch Nachrichten von angekommenen, abgesegelten Schiffen, Angebote für deren Befrachtung, Anzeigen für die Suche nach Bediensteten, Kreditangebote aber auch öffentlich festgesetzte Preise für Getreide, Butter und Käse etc. enthalten.
Gedruckt wurde das „Amtsblatt“ in Aurich bei Tapper und die Post-Büros in Städten und Flecken dienten als Verkaufsstellen, aber auch zur Annahme von Nachrichten und Anzeigen. Journalistische Nachrichten bildeten die Ausnahme – etwa zur Revolution 1848 der berühmte „Fürsprecher“ von Friedrich Sundermann.
Wegen der seit 1747 enthaltenen ungeheuren Zahl von Verordnungen und privaten Anzeigen bildet das Amtsblatt heute eine Fundgrube für die ostfriesische Geschichte und Familiengeschichte. Aber leider ist der Inhalt nie systematisch erschlossen worden. Eine gezielte Suche nach Sachverhalten oder Personen ist nur möglich, wenn der Zeitraum für die Suche eingegrenzt werden kann. Dennoch sind die Jahrgangsbände des Amtsblatts eine immer wieder gern von den Lesern der Landschaftsbibliothek herangezogene Quelle.
Paul Weßels